Gebet – Teil 2

… aus „Heilung und Gebet“, ISBN 978-620-2-44280-0

Copyright Theophil Tobler und 2018 International Book Market Service Ltd., member of OmniScriptum Publishing Group

Gebet – beten

  1. Gebet und Liebe

  2. Fürbitte

  3. Das Bitt-Gebet

  4. In Jesu Namen beten

  5. Dankgebete

  6. Anbetung

  7. Buss-Gebet

  8. Fasten und Gebet

  9. Warum?

10. Gebet um Heilung

11. Heiliger Geist und Gebet

12. Gebetszeiten

13. Stille Zeit

14. Gebete

15. Segen

Gebet mit Psalm 139

Beten

Beten – aber wie? Das ist die oft gestellte Frage. Dabei möchten viele um Heil und Heilung beten.

„Lehre uns beten!“ Das ist die grundsätzliche Bitte. Denn: Anleitung zum Beten ist eine wichtige Voraussetzung für richtiges Beten. Und richtiges Beten ist eine klare Voraussetzung für die Erhörung der Gebete.

Ein Freund von Jesus kam mit der Bitte um Belehrung. Er suchte an kompetenter Stelle Rat. Er bat Jesus: „Herr, lehre uns beten“. Und Jesus lehrte ihn und seine Freunde beten. Und er gab ihnen das inzwischen weltweit bekannten Gebet, das mit den Worten beginnt: „Unser Vater“ (Lukas 11,1ff; Matthäus 6,9-13ff).

Die folgenden Stichworte weisen auf verschiedene Fragen und Aspekte, die im Zusammenhang mit dem Beten stehen.

1. Gebet und Liebe

Gebet und Liebe zu Gott gehören zusammen. Aus der Liebe zu Gott wächst die umfassende Anrede „Abba“ – Vater! Gebet und Liebe sind Antwort auf Gottes Liebe und auf sein Wort. „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ schreibt Johannes im ersten Brief (4,19). Und wir beten, weil er uns zuerst angesprochen hat – aus lauter Liebe. Gebet und Liebe sind nicht zu trennen.

„Beten heisst: Von Herzen mit Gott reden.“ Das hat mich der Katechismus gelehrt. Rechtes Beten ist nie Pflicht, sondern Wunsch. Das Gebet ist nie ein spezielles Werk, sondern ein Geschenk. Gebet ist eine Folge des Verlangens nach Gemeinschaft mit Gott, und auch dieses Verlangen wächst aus der Liebe. Deshalb sind mit der Bitte auch der Dank und die Anbetung verbunden.

Auch – und gerade – in Krisenzeiten, in Zeiten der Anfechtung bleibt das Gebet Ausdruck des Vertrauens, denn es gibt keine Liebe ohne Vertrauen. Und Vertrauen führt zur Gemeinschaft. Gemeinschaft aber bedeutet Zusammengehörigkeit. Das Gebet ist ein Zeichen dafür, wie  Betende und Gott zusammengehören.

Eines meiner kurzen Gebete sagt:

Ich lege, Herr, in deine Hände, was mir mein Herz beschwert.

Nun leite du zum guten Ende. Das ist mein Bittgebet.

Hab herzlich Dank, ich darf vertrauen, gewisser Hoffnung sein,

darf deine grosse Liebe schauen, mich freuen. Ich bin dein.   

 Das Gebet ist nicht nur ein Mitteilen, es leitet auch zum Teilen.

2. Fürbitte

Die Liebe ist immer auf das Wohl der andern ausgerichtet und damit auf das Teilen des Guten. „Gott ist Liebe“ und mit Liebe suchen wir für andere das Beste. In der Fürbitte geht es nicht darum, über andere zu reden, sondern sich für andere einzusetzen. In der Fürbitte teilen wir Lasten und Freuden. Das Grösste, zu dem wir berufen sind, ist lieben.

Jesus sagte zu Simon Petrus: „Ich habe für dich gebeten“ (Lukas 22,32). In der Fürbitte geht es um die andere Person – nicht um mich. Es sind nicht meine Gebete, die Wunder bewirken, auch nicht die langen. Gott ist es, der Gebete erhört. Wir nennen Gott die Bitte und er erhört und wirkt durch den heiligen Geist. Er handelt. Es ist nicht unsere Aufgabe, Gott Vorschriften zu machen. Es ist unser Vorrecht, bitten zu dürfen.

Ein Dreieck kann die Fürbitte Veranschaulichen: Da sehen wir z.B. unten links die betende Person oder Gruppe und oben in der Mitte wissen wir Gott und unten rechts ist die Person oder Sache, für die wir bitten. Das heisst: Wir wenden uns in der Fürbitte an Gott; Gott wirkt und handelt. Von unserer Seite geschieht Zuwendung zum Wohl derer für die wir beten. Wir nehmen teil an den Fragen, Sorgen und Lasten anderer. Die Fürbitte ist immer eine Bitte an Gott, dass er denen begegne, für die wir bitten, dass er sie mehr und mehr dem Vorbild ähnlich mache, das er uns in Jesus gegeben hat.

Jesu Fürbitte ist in den kurzen Satz zusammengefasst: „… dass dein Glaube nicht aufhöre“ (Lukas 22,32). Damit wird die Fürbitte zur Bitte um Glauben, um Vertrauen, um Gottvertrauen – ohne Ende und in jeder Situation. Im Gebet für andere geht es nicht darum die andern nach meinen Vorstellungen umzuformen. Wenn ich andere liebe und für sie bete schliesst das in sich, dass ich ihnen in jeder mir möglichen Form helfe und beistehe.

Zur Fürbitte gehört auf unserer Seite das Füreinander-Dasein in Liebe. Wir nehmen teil an den Fragen, Sorgen und Lasten anderer Teil. Wenn ich andere liebe und für sie bete schliesst das in sich, dass ich ihnen in jeder mir möglichen Form helfe und beistehe. Zur Fürbitte gehört auf unserer Seite unauflösbar das Füreinander-dasein.  „Ora et labora“, d.h. bete und arbeite – sagt uns, dass es unsere Aufgabe ist, das zu tun, was wir tun können.

Interessant ist die Wortwahl in Lukas 22,32. In der Ursprache des Neuen Testamentes – im griechischen Text – ist es ein einmaliges Bitten. Einmal – und Gott weiss. Uns bleibt der Glaube, dass Gott erhört. Von den heidnischen Baals-Priestern heisst es: „Sie riefen den Namen Baals an vom Morgen bis zum Mittag, in dem sie flehten ‚Baal, erhöre uns’. Und sie hinkten um den Altar, den sie gemacht hatten… Und als der Mittag vorbei war, gerieten sie ins Rasen. Aber keine Antwort, keine Erhörung“ war für sie da (aus 1. Könige 18,26-29).

Unser Kleinglaube und die Versuchung, viele Worte zu machen, verderben das Gebet. Gott erhört – wie es zum Besten dient. Für uns gilt: Liebe bedeutet mitteilen. Liebe erweist sich im Schenken. Diese Liebe findet im Gebet für andere und im helfenden Begleiten eine besondere Form der Zuwendung. Jesu Zusage: „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“, ist das Vorbild für unsere Fürbitte.

3. Das Bitt-Gebet

Mit der Fürbitte ist auch das persönliche Bitt-Gebet verbunden. Was zur Fürbitte gesagt ist, ist auch beim Bittgebet zu beachten.

Schon in den Psalmen des ersten Testaments finden wir die Einladung und die Aufforderung von Gottes Seite: „Rufe mich an am Tag der Not, so will ich dich erretten und du sollst – du wirst – mich preisen“ (Ps. 50,15). Als Verheissung ist uns gesagt: „Bittet, so wird euch gegeben werden“ (Matthäus, 7,7). Oft wird gefragt: Um was darf ich denn beten und bitten? Das Gebet, das Jesus uns gegeben hat nennt als persönliche Bitten zuerst: „Gib uns heute unser tägliches Brot und vergib uns unsere Schulden – unsere Verfehlungen, wie auch wir vergeben haben…“ (Matthäus 6,11-12).

Die von Jesus genannten Bitten haben mit dem Alltag zu tun. Sie erscheinen als punktuell und sind doch umfassend. Martin Luther sagt in seiner Evangelien-Auslegung: „Dass wir’s kurz fassen: diese Bitte will miteingeschlossen haben alles, was zu diesem Leben in der Welt gehört…, nicht allein dass unser Leib sein Futter und seine Decke und andere Notdurft habe… Daraus könnte jemand ein langes Gebet machen und mit vielen Worten alle die Stücke herzählen, die dazu gehören…“ Aber das ist nicht gemeint. Langen Bitt-Gebeten fehlt oft der Glaube, dass Gott Gebete erhört, dass er sie so erhört, wie es für uns zum Besten ist.

Nicht alle Bitten sind es wert, erhört zu werden. Zu den wichtigen Bitten gehören: Den Willen Gottes zu erkennen und von egoistische Bitten frei zu werden (Philipper 1,9-11). Es ist hilfreich, sich einerseits stets neu daran zu erinnern: „Euer Vater weiss, was ihr bedürft, ehe ihr ihn bittet“ (Matth. 6,8), und andererseits zu bitten: „Dein Wille geschehe“ (Matth. 6,10).

4. In Jesu Namen beten

Beten in Jesu Namen hat weitreichende Konsequenzen. In Johannes 14,13 sagt Jesus: „Was ihr in meinem Namen erbitten werdet, das werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird. Wenn ihr in meinem Namen etwas erbitten werdet, werde ich es tun.“

Wenn Jesus sagt: „In meinem Namen“ bitten, dann bedeutet das für uns, in Übereinstimmung mit Jesus bitten. Einer meiner Lehrer riet uns, immer zu fragen: „Hätte Jesus so gehandelt?“ Das heisst auch: Hätte Jesus so gedacht und so gebetet?

Die Worte „in meinem Namen“, sind nicht dazu gegeben, dass wir sie als Abschluss-Satz egoistischen Bitten anfügen. „In meinem Namen“ ist auch kein magisch wirkendes Passwort, kein Pin, der nach eigenen Vorstellungen anzuwenden wäre, um zur Erfüllung persönlicher Wünsche zu gelangen.

Im Geschäftsleben steht das pp. für ‚per procura’, d.h. für das Recht, den Geschäftsinhaber zu vertreten, es bezeichnet die Handlungsvollmacht. „In Jesu Namen“ bitten, bedeutet in seinem Sinn und Geist beten, mit seiner Gesinnung bitten. Es ist eine lohnende Aufgabe, zu entdecken, welche Bitten für Jesus wichtig waren. Er sagte unter anderem zu seinen Jüngern: „Die Ernte ist gross, aber der Arbeiter sind wenige, bittet daher den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende“ (Matth. 9,37-38). Einigen mag es bequemer erscheinen, zu bitten, dass Gott andere sende, um etwas tun, um nicht selber engagiert zu werden. Oder sie bitten, dass Gott es selber tun möchte.

Das Bitten ist verbunden mit dem Ja zu Jesu Auftrag. Gott ist bereit, Gaben und Aufgaben zu geben. Wie eine Wiederholung lesen wir Jesu Wort in Joh. 16,23: „Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet, so wird er es euch um meines Namens willen geben.“ Das ist Erhörung.

5. Dankgebete

Das Dankgebet kann der Bitte vorausgehen, es kann auch mit der Bitte verbunden sein oder ihr folgen. Johannes nennt uns ein Dankgebet von Jesus mit den Worten: „Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich allezeit erhörst“ (Joh. 11,41-42). Ein grossartiges Gebet. Ein totales Vertrauen. Ein echtes Dankgebet. Mit dem Dank verbunden ist das Vertrauen, dass Gott erhören wird, ja, dass er das Gebet bereits erhört hat, bevor wir die Erfüllung sehen.

Wenn Kinder bitten und nicht danken, ist das weitgehend eine Erziehungsfrage. Wenn das Dankgebet neben den vielen Bitten kaum Raum findet, ist es eine Frage der geistlichen Reife oder anders gesagt, der Unreife im Glauben. Oft nennen die Psalmen den Entschluss: „Ich will dir danken.“ Aber gut ist es, wenn es nicht beim Entschluss bleibt sondern zur Tat führt. Der Dank heisst z.B.: „Ich danke dir, dass du mich erhört hast“ (Ps. 118,21).

Eine grosse Selbst-Akzeptanz spricht aus dem Dankgebet: „Ich danke dir, dass ich so herrlich bereitet bin, so wunderbar“ (Ps. 138,14). Danken prägt. Jesus, der Auferstandene, wurde von den Emmaus-Jüngern wieder erkannt, als er das Brot nahm und das Dankgebet darüber sprach (Lukas 24,30-31). In einer egoistischen Gesellschaft fällt Dankbarkeit auf als ein Zeichen einer anderen, einer besseren Gesinnung. Paulus rät: „Diese Gesinnung hegt in euch, die auch in Christus Jesus war“ (Philipper 2,5).

Darum: „Sagt allezeit Gott, dem Vater, im Namen unsres Herrn Jesus Christus Dank für alles“ (Epheser 5,20). Und fällt es im Moment zu schwer „für“ alles zu danken dann bleibt immer noch das Danken „in“ allen Situationen. Umfassendes Danken geschieht nicht nur mit Worten, auch hier gehören Wort und Tat zusammen. Im bekannten Dank-Lied singt Martin Rinckart auch gleich wie wir die Dankbarkeit sichtbar und erlebbar machen können: „Nun danket alle Gott – mit Herzen, Mund und Händen.“ Da wird das Dankgebet begleitet vom dankbaren Tun für Gott und für seine Geschöpfe.

6. Anbetung

Mit Worship und Lobpreis wird die Zeit der Anbetung Gottes bezeichnet. Es ist klar: Die Bezeichnung macht die Sache noch nicht, denn nicht die Bezeichnung sondern die persönliche Haltung entscheidet über wahre Anbetung und echten Lobpreis.

Anbetung ist ein Ausdruck des totalen Vertrauens und der umfassenden Dankbarkeit. Die Gebete der Bibel sind voll von Lob. „Gelobt sei Gott“, heisst es im Alten Testament – schon in Genesis/1. Mose 14,20 – und im Neuen Testament. Paulus schreibt: Gelobt, „gepriesen sei Gott, der Vater unsres Herrn Jesus Christus, der Vater des Erbarmens und Gott allen Trostes“ (2. Korinther 1,3).

Wie der Dank hat auch die Anbetung mit der Gesinnung und mit der persönlichen Haltung zu tun. Gott kann nur mit Gehorsam echt gelobt werden. Zur Anbetung gehört die Antwort auf Jesu Wort: „Folge mir nach!“

Dietrich Bonhoeffer sagte: „Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen“ (Vom grossen Kontrapunkt). Die Münze hat zwei Seiten, in der Regel für Bild und Zahl. Auch die Anbetung hat zwei Seiten: Die Zuwendung zu Gott und die Zuwendung zum Mitmenschen. Diese zwei Seiten lassen sich nicht trennen, ohne die Sache als Ganzes zu zerstören. Anbetung gebührt nur Gott aber Liebe – auch dem Nächsten.

7. Buss-Gebet

Diese befremdliche Bezeichnung weist auf einen grundsätzlichen Aspekt des Betens hin. Das sog. Buss-Gebet ist mit dem Bereuen, mit Sinnesänderung und mit Umkehr verbunden. Nach der Abkehr von Gott ist dieser Weg und Prozess unerlässlich. Vom Zolleintreiber in Lukas 18,13 ist eines der kürzesten Gebete festgehalten. Es ist die ergreifende Bitte: „O Gott, sei mir Sünder gnädig.“ Die Erkenntnis der Schuld ist der Punkt zur Umkehr.

Nachdem David seine Schuld erkannt hatte, betete er: „Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Güte, nach deinem grossen Erbarmen tilge meine Verfehlung. Wasche mich rein von meiner Schuld, reinige mich von meiner Sünde. Denn ich selber kenne mein Vergehen, und meine Sünde steht mir immerdar vor Augen.“ Viele nach ihm haben seine Bitte übernommen und gebetet: „Schaffe mir, o Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen gewissen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Gib mir wieder die Wonne deiner Hilfe“ (aus Psalm 51).

Dass diese Wende möglich ist, bezeugt Psalm 32 mit den Worten: „Wohl dem, dessen Übertretung vergeben und dessen Sünde bedeckt ist.“ Von Jesus ist unmissverständlich gesagt, „dass er die gegen uns lautende Urkunde austilgte“ (Kolosser 2,14). Am Kreuz trug er, der Unschuldige, die Last unserer Schuld. „Er war durchbohrt um unserer Sünden, zerschlagen um unserer Verschuldungen willen; die Strafe lag auf ihm zu unsrem Heil und durch seine Wunden sind wir genesen“ (Jesaja 53,5; siehe auch Apostelgeschichte 8,26ff). Glücklich alle, die mit ihrem Bereuen und Bekennen bei Jesus Christus zum neuen Leben gekommen sind.

8. Fasten und Gebet

Christliches Fasten bedeutet Verzicht, um wichtigeres, grösseres, ewiges zu finden. Jesus hat fasten und beten miteinander verbunden. Beides geschieht in der Verbindung mit Gott. Christliches Fasten ist nicht mit Erpressen zu verwechseln. Christliches Fasten ist kein Versuch, Druck auf Gott auszuüben. Das Fasten ist auch keine besondere Leistung vor Gott, so wenig wie das Beten eine verdienstliche Leistung ist. Die Freude an Gott ist der Betenden Stärke. Dabei ist das grösste Verlangen die Gegenwart und die Kraft des heiligen Geistes. Fasten bedeutet wegzulassen, was Gottes Wirken hindern möchte.

In Matthäus 4,4 sagt Jesus: „Nicht vom Brot allein wird der Mensch leben sondern von jedem Wort Gottes“. Fasten in Verbindung mit beten bedeutet, andere Schwerpunkte zu setzten, z.B. unbelastet sein vom Essen und mehr Zeit haben für die Gemeinschaft mit Gott im Gebet. Fasten und beten wird zu einem besonderen Hören auf Gottes Stimme – auf sein Wort. Jesus fastete in der Wüste bevor er seinen Dienst antrat. Versuchungen bleiben auch dem Fastenden nicht erspart, aber das Gebet führt erneut in die Gemeinschaft mit Gott. Jesus gab die Anweisung, Unglauben und Kleinglauben mit fasten und beten zu überwinden.

Ein fröhliches Fasten kennt, wer in frohem Verzichten alles von Gott erwartet und alles von Gott empfängt, was notwendig ist. Jesus sagte: „Wenn ihr fastet, dann setzt keine Leidensmine auf wie die Heuchler. Sie machen ein saures Gesicht, damit jeder merkt, dass sie fasten“ (Matth. 6,16; Die Gute Nachricht).

Fasten wird zu einer fröhlichen Sache, wenn die Gemeinschaft mit Gott das zentrale Anliegen ist. Wie zum Beten grundsätzlich das Teilen gehört so gehört auch zum Fasten das Teilen. Eine logische Folge ist ein Fasten-Opfer. Durch Verzicht wird das Leben und Wohlergehen anderer möglich. 

Unser Körper kann einige Zeit auf Nahrung verzichten, aber nicht lange auf’s Trinken. Wer mehrere Tage fasten will, hat sich entsprechend vorzubereiten, es wenn möglich mit Gleichgesinnten zu tun und ärztliche Begleitung zu suchen. Beim Fasten folgt oft die  überraschende Erfahrung, dass Hunger und Gelüste weg sind und eine ungeahnte Leichtigkeit und Freude an ihre Stelle tritt. Das kann ja auch grundsätzlich beim Beten geschehen.

9. Warum?

Es war am Karfreitag. „In der neunten Stunde – um 15 Uhr – rief Jesus mit lauter Stimme: Elohi, Elohi, lama sabachthani?“ Das heisst übersetzt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Markus 15,34). Dieser Gebetsruf – kurz vor Jesu Tod am Kreuz – ist dem Anfang des 22. Psalms entnommen. Der 22. Psalm fährt weiter mit den Worten: „Warum hast du mich verlassen, bleibst ferne meiner Rettung und den Worten meiner Klage?“ Voll von Hader und Klage ist dieses Psalm-Gebet. Und es ist nicht das einzige dieser Art.

Wie in den Gebeten der Psalmen ist auch im Buch Hiob/Job die bohrende Warum-Frage unüberhörbar. Das ist heute nicht anders. „Warum“ ich? „Warum“ das? „Warum“ greifst du nicht ein? „Warum“ hilfst du mir nicht aus meiner Not? Das „Warum“ kann zur Anklage werden und zur Glaubenskrise. Der Eindruck, von Gott verlassen zu sein will die Kraft für das Heute rauben und den Sinn des Lebens auslöschen.

Aber Betende suchen beim Beten – trotz allem Nichtverstehen – Gottes Gegenwart, Gottes Antwort und Gottes Hilfe. Sie suchen die neue Erfahrung, die Jesus seinen Nachfolgern – nach Matthäus 28,20 – gegeben hat, als er sagte: „Ich bin bei euch.“ Das Warum-Gebet ist in seinen tiefsten Tiefen ein Ausdruck der Sehnsucht nach Gott. Paulus bekannte: „Auch wir selbst – wir seufzen in uns selbst und warten – auf die Erlösung“ (aus Römer 8,22-23). Im Vertrauen auf Gott nennt er die Gewissheit, dass nichts „uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unsrem Herrn“ (V. 39). Die Warum-Frage ist nicht das Letzte, ihr folgt die Antwort zu seiner Zeit. Das ist das Vorrecht der Betenden, dass wir in allen Situationen im Gebet die Verbindung mit Gott suchen und neu erleben dürfen.

10. Gebet um Heilung

„O Herr, heile mich, so werde ich heil, hilf mir, so ist mir geholfen; denn du bist meine Hoffnung.“ Diese Bitte aus Jeremia 17,14 wurde seither in vielen Gebeten ausgesprochen und an Gott gerichtet. Wer das Unheil im eigenen Leben erkennt und Heilung für allen Schaden sucht wird dieses Gebet dankbar als persönliche Bitte übernehmen.

Viele denken bei Heilung an die Heilung einer Krankheit. Die Krankheitsnot ist unüberschaubar gross geworden. Heilung ist ein grosses Geschenk. Jesus hat Kranke geheilt und ihnen damit eine neue Lebensmöglichkeit gegeben. Aber heilen, wie Jesus es tat, war umfassender. Jesus hat Kranken die Sünden vergeben und er hat die Kranken körperlich und psychisch geheilt.

Die Bitte um Heilung schliesst die Bitte um Vergebung mit ein. Der ‚verlorene Sohn’ fasste sein Bekenntnis in die Worte: „Vater, ich habe gesündigt…, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heissen“ (Lukas 15,18-19). Ein solches Bekenntnis ist oft die Voraussetzung für ein Heilwerden.

Der Jakobusbrief sagt es so: „Leidet jemand unter euch Ungemach, der bete.“ Und speziell: „Ist jemand unter euch krank, so lasse er die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen, und sie sollen über ihm beten…, und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. So bekennet nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr gesund werdet“ (aus Jakobus 5,13-16). Dieses Gesundwerden, das Heilwerden ist Gottes Plan und Ziel.

Und wenn die Krankheit bleibt? Wenn sie nicht weggenommen wird? Eine hadernde Frau meinte: „Es stimmt nicht, was in Psalm 103 steht. Dort heisst es: ‚Der dir… alle deine Gebrechen heilt!’ Aber er hat meine Krankheit nicht geheilt.“ Sie hat zwei wichtige Aspekte übersehen. Sie hat die Vergebung der Schuld ausgeklammert, denn der Psalm-Vers sagt: „Der dir alle deine Schuld vergibt und alle deine Gebrechen heilt.“ Und sie hat den Zeitrahmen Gottes nicht beachtet.

Die Bitte um Heil und um Heilung ist die Bitte um Entfernung auch des grössten Schadens; es ist die Bitte um Heilung der Trennung von Gott. Der Schaden der Trennung, der Sünde, soll geheilt werden. Der Schaden des zerstörten Verhältnisses zu Gott soll geheilt werde und geheilt bleiben. Heilung bedeutet: Kranke und zerstörte Verhältnisse können heil werden in der Gemeinschaft mit Gott.

Zu welchem Zeitpunkt Gott unsere Krankheiten wegnehmen wird, weiss er. Im 103. Psalm lesen wir gegen den Schluss: „Die Gnade des Herrn währt immer und ewig – bei den Frommen, die seinen Bund halten.“ Die Gnade bleibt auch bei Krankheit. Paulus betete dreimal für die Heilung seines Leidens und dann nahm er den Zuspruch seines Herrn an, der ihm sagte: „Lass dir an meiner Gnade genügen“ oder anders übersetzt: „Meine Gnade ist genug für dich, denn die Kraft erreicht ihre Vollendung in der Schwachheit“ (2. Korinther 12,9). Frage: An was will ich mir genügen lassen?

11. Heiliger Geist und Gebet

„Gott, weil er gross ist, gibt am liebsten grosse Gaben, ach, dass wir Menschen nur so kleine Herzen haben,“ das haben wir als Kanon gesungen, damit wir es nicht mehr vergessen. Zu den grossen Gaben zählt Paulus „Gerechtigkeit, Frieden und Freude im heiligen Geist“ (Römer 14,18). Jesus lehrte seine Nachfolger, um Gottes Gaben zu bitten. Die grössten Gaben sind die bleibenden, die unvergänglichen, die Gaben, die total und für immer mit Gott verbinden.

Im Anschluss an das „Unser-Vater-Gebet“ lesen wir in Lukas 11,11-13: „Wo ist unter euch ein Vater, der, wenn ihn sein Sohn bittet, ihm statt des Fisches eine Schlange gäbe…? Wenn nun ihr, die ihr (doch) böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben, die ihn bitten.“ Die Bitte um den heiligen Geist zählt zu den grössten Bitten. Es ist die Bitte um die Gegenwart Gottes, um die Gemeinschaft mit Gott. Denn: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn in Geist Wahrheit anbeten“ (Johannes 4,24).

Im Gespräch mit dem fragenden Nikodemus beschreibt Johannes das Empfangen des Geistes mit einer Geburt: „Was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist“ (Joh. 3,6). Damit beginnt ein neues Leben. Für die zuvor verzagten Jünger wurde das Erleben am Pfingstfest zu einem Neuanfang: „Sie wurden alle mit dem heiligen Geist erfüllt“ (Apg. 2,4). Mit dem heiligen Geist ist Gott selber das Zentrum des Lebens. Der heilige Geist verwandelt die Betenden, das Beten und das Leben. Es zählen nicht mehr die eigenen Leistungen. Wichtig wird, was Gott wirkt.

Gerhard Tersteegen lehrt die grosse Bitte mit den Worten: „Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten, lass mich so still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen.“ Gott wirken lassen, denn was Gott verspricht, das schenkt er auch. Wir sind die Empfangenden. Auf unserer Seite bleibt das Danken im neuen Leben – geboren aus dem Geist.

12. Gebetszeiten

Jede Zeit kann zur Gebetszeit werden – Morgen und Abend, Mittag und Nacht. Gott hat jederzeit ‚Sprechstunde’. Alle Zeit ist Gottes Zeit und Zeit für Betende. Alle Zeit ist anvertraute Zeit. Was wir als „unsere Lebenszeit“ bezeichnen, ist die uns von Gott geschenkte Zeit. Zeit mit Gott, Zeit in Verbindung mit ihm umfasst selbstverständlich auch bestimmte Gebetszeiten.

Festgelegte Gebetszeiten fanden bei den Glaubenden von je her im Tageslauf und im Kirchenjahr und ihren Platz. Die Bezeichnungen Morgengebet und Gute-Nacht-Gebet weisen auf viel beachtete Gebetszeiten hin. Das Tischgebet enthält einerseits den Dank für die empfangenen Gaben, es setzt aber auch Zäsuren, Momente bewusster Verbindung mit Gott. Gebetszeiten sind nicht Gesetze, sie sind eine Hilfe für die Gestaltung des Tages. Sie erinnern im persönlichen Leben an eine gute Planung.

Jesus hatte seine Gebetszeiten oft an einsamen Orten in der Nacht. Er suchte die Stille und er wies auch seine Nachfolger darauf hin. Jesus erlebte durch die Gebetszeiten die Führung seines Vaters. Auch gemeinsame Gebetszeiten bedürfen der Planung. Sie haben eine grosse Verheissung; Jesus sagt in Matthäus 18,20: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Gebetszeiten sind bewusste Zeiten in der Gegenwart Gottes – mit der Gegenwart von Jesus Christus. – Siehe auch bei Stille Zeit.

13. Stille Zeit

„Stille Zeit“ bezeichnet einerseits Zeit für das Gebet, für das Reden mit Gott. „Stille Zeit“ umfasst aber auch das Schweigen, das Stille-werden und das Stille-sein. Stille Zeit ist primär Zeit zum Hören. Die Kurfassung eines Liedes sagt: „Wenn der Mensch hört redet Gott. Wenn der Mensch gehorcht handelt Gott.“

Wir haben nur einen Mund aber zwei Ohren und zwei Augen. „In den Bergen reden wir nicht nur drauflos. Wir hören auch aufs Echo“ sagte ein Bergler. Das Echo, der Widerhall ist etwas Faszinierendes. Das Echo – und das Hören – ist nicht nur in den Bergen von Vorteil. Jesus sagt in Markus 4,9: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“ Die „Stille Zeit“ umfasst ganz bewusstes Hören auf Gottes Antwort und grundsätzlich auf Gottes Wort.

Zum Hören kommt das Sehen. „Betrachtung“ nannten es die Eremiten, „schauende Versunkenheit in Gott“ als Kontemplation. Propheten bezeugten nach dem Hören: „So spricht der Herr.“ Und nach dem Schauen: „Und ich sah…“ Die Stille Zeit in der Gegenwart Gottes kann verbunden sein mit Meditation, mit nachsinnender Betrachtung, mit Nachdenken. Stille Zeit kann aber auch ohne Worte und ohne formulierte Gedanken eine Zeit der Stille bedeuten. Der Künstler hört oder sieht was noch nicht ist. So ergeht es den Glaubenden, Hörenden und Schauenden, sie vernehmen, was sein wird. Wer aus der Stille mit Gott kommt, geht anders in den Tag und begegnet den Mitmenschen auf eine neue – von Gott geprägte – Art und Weise.

Wissen wollen und Sehnsucht werden gestillt. Gott ist da. Jesus, der Auferstandene ist da – besonders für die, „denen Jesus Christus als Gekreuzigter vor Augen gemalt worden ist“ (Galater 3,1). Vor allem griechisch-orthodoxe Christen kennen das sogenannte „Jesus-Gebet“: „Kyrie Jesou Christe – hyie tou Theou – eleäson me“ – „Herr, Jesus Christus – Sohn Gottes – erbarme dich meiner.“ Zum Einatmen kommen die Worte „Herr, Jesus Christus – Sohn Gottes“ und zum Ausatmen die Bitte: „Erbarme dich meiner.“ Das wiederholte „Jesus-Gebet“ mag ungewohnt und monoton erscheinen oder mit einem Mantra, einer Zauberformel verwechselt werden, aber wer es betet, wendet sich ganz klar an Jesus Christus und bittet um sein Erbarmen.   

14. Gebete

„Von Herzen mit Gott reden“ bezieht sich sowohl auf das spontane, freie Beten, wie auch auf die Verwendung aufgeschriebener Gebetsworte. Viele Gebete bestehen aus Gedanken und Worten, die andere auch schon gebetet haben. Kinder erlernen das Sprechen mit Worten der Eltern und Bekannten. Und doch reden Kinder mit den Eltern spontan und frei formulierend. Betende haben bewusste oder unbewusste Vorbilder, die ihr Beten mitbestimmen.

Das spontane, freie Gebet erwächst aus der persönlichen Beziehung zu Gott – wie zu einem Vater – und zu Jesus Christus – wie zu einem Bruder und Freund. Das schliesst den Unterschied zwischen Mensch und Gott nicht aus. „Wir sind der Ton und du unser Bildner“ sagt Jesaja 64,8. Zum Beten gehört das Wissen „dass Gott grösser ist als unser Herz“ (1. Joh. 3,20). Und trotzdem dürfen wir unser Herz sprechen lassen, denn beim Gebet ist nicht die Lautstärke entscheidend sondern die Ausrichtung. Es ist gut zu wissen: Gott kennt unsere Gedanken. Und wenn wir keine Worte finden versteht Gott unser Seufzen. Das Gebet: „Du weisst alles“, kann oft mehr aussagen als viele Worte.

Besonders in schwierigen Situationen kann es uns eine Hilfe sein, ein bereits formuliertes Gebet übernehmen zu dürfen. „Herr, weise mir deinen Weg und leite mich.“ Dieses Gebet ist ein Teil des 27. Psalms und es wurde für mich als Teenager zu meinem ganz persönlichen Gebet. Mit andern Gebeten kann es uns ähnlich ergehen. Viele beten in wachen Nachtstunden Worte bekannter Psalmen, z.B. aus Ps. 23: „Ob ich schon wanderte im finstern Tal fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“ Aus Ps. 31: „In deine Hand befehle ich meinen Geist, du erlösest mich, Herr, du getreuer Gott… Ich vertraue auf dich, o Herr; ich spreche: Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Mit Ps. 130: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir; höre auf meine Stimme.“ Aus Ps. 145: „Täglich will ich dich preisen und deinen Namen rühmen immer und ewig.“

Neben speziellen Sammlungen in Gebet-Büchern und im Internet bieten christliche Gesangbücher eine reiche Quelle an Gebeten aus verschiedenen Zeiten und Situationen. Sie können uns helfen, die notwendige Klarheit zu finden und uns vor geistlosem Plappern zu bewahren. Gebete – vertont zu Liedern – laden ein zu gemeinsamem Singen, Danken und Anbeten.

15. Segen

„Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Diese Worte folgten dem Nacht-Erlebnis Jakobs (Genesis/1. Mose 32,27). Mit „Gebet und Kampf“ ist dieses Kapitel in meiner Bibel überschrieben. Beim Segen geht es nicht um etwas das leichtfertig oder nebenbei geschieht. Segen hat mit Gott zu tun. Das hebräische Wort für Segen (barak) bedeutet einerseits Verneigung der Betenden vor Gott und andererseits Gottes gnädige Zuwendung. Im Neuen Testament bezeichnet segnen (eulogein): Gutes reden, gute Worte sagen. Das bezieht sich primär auf Gottes Zuspruch und es ist verbunden mit Gottes guten Gaben. Gott ist der Segnende. Gut fasst es das Sprichwort zusammen, wenn es sagt: „An Gottes Segen ist alles gelegen.“

Der Abschluss christlicher Gottesdienste geschieht mit dem Segen. Die Bitte um Gottes Segen umschliesst und überragt die andern Bitten, denn Gottes Segen ist umfassend. In kirchlichen Feiern wie Taufe, Konfirmation und Trauung wird Gottes Segen für die Betreffenden erbeten. Das Empfangen von Gottes Segen ist immer ein ganz persönliches Erlebnis. Deshalb ist es ist ein gutes Gebet, zu beten: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Wer so betet, will nicht ohne Gottes Segen leben und weitergehen. Wer um Gottes Segen bittet, möchte nicht nur etwas für sich selber. Die Bitte schliesst mit ein, ein Segen sein für andere zu sein, für andere zum Guten, zum Wohl, zum Heil da zu sein und für sie zum Guten – positiv – zu reden und zu handeln.

Neben der Bitte um Gottes Segen wird Gottes Segen auch als Zuspruch empfangen. Der sogenannte aaronitische Segen zählt zu den bekannten Formen. 4. Mose/Numeri 6,23-27 sagt, so sollt ihr sprechen, wenn ihr segnet: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“ Der Segen kommt von Gott und schliesst in der Verbindung mit Gott Bewahrung, Gnade und Frieden mit ein. Gesegnete bringen Gottes Segen zu ihren Mitmenschen. Paulus sagte mit grosser Überzeugung: „Ich weiss, dass ich den vollen Segen Christi mitbringe, wenn ich zu euch komme“ (Römer 15,29 Die Gute Nachricht). Wer um Gottes Segen bittet und den Segen von Jesus Christus  empfangen hat, wird seinen Segen auch andern bringen.

Gebet mit Psalm 139 – Auch da bist du

 

Ein Wochengebet – aufgegliedert auf sieben Tage

Jesus sagt in Matthäus 28,20:

„Siehe ich bin bei euch alle Tage.“

Montag 

Du kennst mich, mein Herr und mein Gott.

Du kennst mich besser als ich mich selber kenne.

Andere mögen verkennen, wer ich bin;

du kennst mich durch und durch.

Du weisst, wo ich bin, wo ich sitze oder stehe,

wo ich sitzen oder stehen wollte,

und wo ich sitzen oder stehen gelassen wurde.

Wie gut ist es doch, dass du es weisst, weil du mir zu Recht hilfst.

Du siehst und verstehst meine Gedanken und meine Gebete,

auch wenn sie nicht ausgesprochen sind.

auch wenn sie nicht ausgesprochen sind.

.

Dienstag

Du weisst, wo ich je unterwegs war

und welchen Weg ich jetzt gehe.

Du weisst, wie lang die Wegstrecken meines Lebens waren

und wie lang sie noch sein werden.

Du hast das rechte Mass für alles.

Du weisst, wo ich liegen musste, kraftlos und krank,

aber du schenkst mir wieder Zeiten der Erquickung.

Ich lege mich hin und ruhe in deinem Frieden.

Du bist mit meinem ganzen Leben voll vertraut.

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Mittwoch   

Es ist kein Wort auf meinen Lippen, das du nicht kennst.

Du hörst mein Rufen aus grosser Not.

Und du erhörst mein leises Flüstern in Augenblicken der Angst.

Was ich unbedacht und verletzend gesprochen habe,

ich kann es nicht ungeschehen machen.

Aber es tut mir leid, du weisst es.

Du vergibst und heilst mein Verfehlen.

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Donnerstag

Du hältst mich.

Du lässt mich nicht fallen und du verlässt mich nicht.

Von allen Seiten umgibst du mich.

In dir bin ich immer und überall geborgen.

Du befreist mich aus den Zwängen des Daseins.

Du befreist mich zur grossen Freiheit der Nachfolger Jesu.

Du hast deine Hand auf mich gelegt,

um allen zu zeigen, dass ich zu dir gehöre.

Ich bin dein von dir beschütztes Eigentum für Zeit und Ewigkeit.

Deine segnende Hand weiss ich über mir und meinem Weg.

Nicht dass ich es verdient hätte.

Deine Güte ist zu wundervoll, zu unbegreiflich,

zu gross, als dass ich alles fassen könnte.

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Freitag

Mein ganzes Sein und Leben ist von dir gehalten.

Sollte ich je mich von dir abwenden?

Wollte ich fliehen vor deiner Gegenwart, so müsste ich mich fragen:

Wohin soll ich gehen vor deinem Geist?

Wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?

Suchte ich ein Versteck am entferntesten Meer – du bist schon dort.

Du hältst deine Hände ausgestreckt,

du bist bereit, mich aufs Neue zu umarmen und zu halten.

Wollte ich im Dunkel mich verbergen – einsam in finsterster Nacht:

Du bringst die Nacht zum Leuchten und wandelst Finsternis in Licht.

Erreichte ich den Himmel: Du bist da.

Und verliesse ich die Welt der Lebenden und ginge zu den Verstorbenen:

Auch da bist du. Ja, auch da bist du.

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Samstag

Du hast mir das Leben gegeben, mein Herr und mein Gott.

Du hast mich gewollt und bejaht.

Du hast mich umsorgt mit Zuwendung wie eine Mutter.

Dein wundervolles Wirken erkenne ich an mir und deinem Weg mit mir.

Ich danke dir, dass deine Herrlichkeit in meinem Dasein sichtbar ist.

Mit Leib und Seele bin ich gehalten von deinem Geist.

Und was noch kommen wird: Du weisst es.

Du siehst die Tage die vor mir sind.

Im Tagebuch des Lebens gibst du jedem neuen Morgen Sinn und Ziel.

Mein Gott und Vater, vieles verstehe ich nicht, aber ich vertraue dir doch.

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Sonntag

Deine Gedanken sind grossartig,

sie sind höher als mein begrenztes Denken und Erkennen.

Du hast ungezählte Möglichkeiten und Wege,

wo ich keine Lösungen mehr sehe.

Wenn ich nach sorgenvoller oder erholsamer Nacht erwache:

Noch – und immer bin ich bei dir.

Hass und Vergeltung haben nicht Bestand.

Das lehrst du mich bei Jesus Christus.

Darum: Erfülle mein Herz mit Liebe

und führe meine Gedanken zum Guten.

Leite mich, treuer Gott und Herr,

leite mich auf deinem Weg der Verheissung und der Erfüllung

– alle Zeit.                

                                 

und als Kurz-Gebet mit Psalm 139:

Du verstehst mich

Du, Herr, kennst mich.

Du weisst, was ich denke und wo ich bin.

Du verstehst mich.

Deine starke Hand hält mich.

Wohin könnte ich fliehen vor dir?

Wohin ich auch gehe, du bist schon da.

Staunend erkenne ich dein Wirken, deine Wunder.

Nicht hassen – dir vertrauen will ich.

Theophil Tobler – Psalmen-Gebete