Der eine malt / Die Narren

Der eine malt

 

Der eine malt, der andre dichtet.

Der Komponist wirft Noten hin,

und wer die dunklen Wolken lichtet

mit hellem Klang, wird Kreise zieh’n

in den Seelen stiller Wasser.

 

Doch bricht der Sturm durch alle Wipfel

und bebt der Bühne breites Feld,

drängt schon der Sound zum nächsten Gipfel.

Wer mitreisst, ist des Tages Held,

muss die Masse doch nun Kochen.

 

Auf Rausch und Traum von Ton und Drogen

folgt wie gewohnt ein neuer Tag.

Und langsam sinkt der Schaum der Wogen.

Stopp. Was war das denn für ein Schlag,

der mich unverhofft getroffen?

 

Der eine malt, der andre dichtet.

Der Komponist wirft Noten hin.

Und wer sein Werk gekonnt verrichtet,

wird weiterhin auch Kreise zieh’n –

selbst im aufgewühlten Wasser.

 

Theophil Tobler

Turbenthal, 09.01.2015

Worte zum Mitdenken

 

 

Die Narren

 

Die Narren tragen Ohren – und hören,

sie schmücken Augen, die taugen,

sie reden Worte – wie Pforte.

 

Du siehst nur die Hülle

und kennst nicht die Fülle.

Und will es dir munden:

Du wirst nicht gesunden.

 

Es liegt dir schwer auf

und hindert den Schnauf,

der Leben erhält,

das ehrlich gefällt.

 

Die Narren spitzen die Ohren, die taugen.

Die Toren schauen mit Augen, die stören.

Die Pazzi erfinden Worte als Pforte.

Tritt ein und lass den Schein.

 

Theophil Tobler

Turbenthal, 19.08.2014

Worte zum Mitdenken

Zu Walter Nigg, Der christliche Narr

Artemis Verlag, Zürich und Stuttgart