Ich liege wach / Wohl dem – eine Heimat …

Ich liege wach um Mitternacht

 

Ich liege wach um Mitternacht

und komme nicht zur Ruh,

weil alles in mir lärmt und lacht

mit Fragen immerzu.

 

Auch fällt kein Lichtstrahl tief genug

ins Dunkel meiner Nacht.

Was Antwort war und klar und klug,

hat sich davongemacht.

 

Sag, ist es Angst? Ist’s Zweifel nur,

was mich gefangen hält?

Noch taste ich nach Tür und Spur

bis Ohnmacht mich befällt.

 

Ich liege wach von Stund zu Stund

und bleibe, wo ich war.

Sag, machst du mir aufs Neue kund

den Weg durch die Gefahr?

 

Was höre ich? Der Glocke Schlag.

Die Stunden steh’n nicht still.

Es kommt ein neuer, junger Tag.

Ich wag’s und sag: Ich will.

 

Theophil Tobler

Bülach, 19.08.1991

Worte zum Mitdenken

 

 

Wohl dem, der eine Heimat hat  

 

Wohl dem, der eine Heimat hat.

Die Welt ist kalt geworden.

In Trümmern liegen Haus und Stadt.

Noch währt das grosse Morden.

 

Wer fliehen kann verlässt sein Land,

bricht auf ins Ungewisse,

sehnt sich nach einer off’nen Hand.

Flucht bringt Gewissensbisse.

 

Und Fragen nagen. Wo ist Rat?

Wo Antwort? Wo Verstehen?

Wo wächst aus Liebe eine Tat,

die hilft beim Weitergehen?

 

Wohl dem, der eine Heimat hat

und Kraft zum selbstlos Teilen.

Noch suchen alle eine Stadt

in der die Wunden heilen.

 

Theophil Tobler

Turbenthal, 10.02.2016

Worte zum Mitdenken