Am Ende meiner Kraft / Ich will mich lösen

Am Ende meiner Kraft

 

Am Ende meiner Kraft,

erschöpft und leer.

Die Woche ist geschafft.

Ich – mag nicht mehr.

Schwer sind die Augenlider,

schwer Herz und Glieder.

 

Als wär’s der letzte Tag,

den ich gelebt.

Was je noch vor mir lag,

was ich erstrebt:

Es ist zum Ziel gekommen,

ist mir entnommen.

 

Die Augen fallen zu,

die Hände ruh’n.

Mein letztes Wort: Ein „Du“.

Das war mein Tun.

Umhüllt von tiefem Frieden.

Nie mehr geschieden.

 

Theophil Tobler  –  Winterthur, 06.06.1981

Zum Mitbeten

 

 

Ich will mich lösen

 

Jeder Tag trägt etwas vom Sterben in sich.

Nicht immer wird es mir bewusst.

Aber wenn ich mich von etwas trenne.

Nun trennte ich mich vom alten Stubenbuffet.

Meine Eltern hatten es bei der Heirat erworben.

Dann kam es in unsern Haushalt.

Es gehörte es irgendwie dazu.

Im Lauf der Zeit wurde es verändert

und neuen Bedürfnissen angepasst.

Jetzt ist die Zeit abgelaufen. Es ist, als sage es mir:

„Auch deine Zeit läuft einmal ab,

sei bereit für das, was bleibt: für Gott.“

 

Ich will mich lösen von Hab und Gut.

Ich will dich lieben mit stiller Glut.

 

Was einst gewesen, ging rasch vorbei,

damit für immer ich bei dir sei.

 

Was du wirst geben, bleibt auch in Not.

Nichts kann mich trennen von dir, mein Gott.

 

Theophil Tobler  –  Bülach, 07.07.1995

Zum Mitbeten