Die Sonne / Zarte Schleier
D’Sunne laht sich langsam falle
D’Sunne laht sich langsam falle
und der Abig lueget ie.
Ruehig worde isch’s um d’Balle,
und de chli Schatz weiss nid wie
au dee Tag am Änd zue gaht.
Lueg, wär scho am Himmel staht.
Ja, de Mond chunnt mit sim Gwunder,
blinzlet dur die dunkli Nacht.
Er suecht nit de Schpiilzüg-Plunder,
er isch uf de gwohnte Wacht
und will mit sim Silber-Schii
bi sim chline Schätzli si.
No en Augeblick verwile
uf de reservierte Chnüü.
Dänn uf’s Chinderbettli ziile.
Doch mer zeled no uf drüü.
Und der Bärli wartet scho.
Chom, min Schatz, jetzt wämmer goh.
Theophil Tobler
Turbenthal, 25.10.2000
Worte zum Mitdenken
Vor dem Abendgebet mit dem 3-jährigen Ferienkind
Freie Übersetzung:
Die Sonne lässt sich langsam fallen und der Abend schaut herein.
Um den Spielball ist es ruhig geworden.
Und der kleine Schatz weiss nicht wie auch dieser Tag dem Ende entgegengeht.
Schau, wer schon am Himmel steht.
Ja, der Mond kommt wunderlich und blinzelt durch die dunkle Nacht.
Er sucht nicht die Spielzeuge, er ist auf der gewohnten Wacht
und will mit seinem Silber-Schein bei kleinen Schätzchen sein.
Noch einen Augenblick auf den (dafür) reservierten Knien verweilen.
Dann in Zielrichtung Kinderbett. Zuvor noch auf drei zählen.
Der kleine Bär wartet schon. Komm, mein Schatz, jetzt wollen wir gehen.
Zarte Schleier
Zarte Schleier schweben lautlos
über Feld und Wald
wie ein Traum
Entbehrt der Traum
der Wirklichkeit
Ungreifbar
unbegreifbar
hüllen viele Schleier
das still Erahnte
Unbekannte ein
Traum und Alltag
Eingebettet in das grosse Sein
Zarte Schleier
umhüllen liebevoll
Kommen und Gehen
Feier und Tod
Wenn wir durch den zarten Schleier
plötzlich schauen werden
dann werden wir sein wie Träumende
die zum Leben erwachen
Theophil Tobler
Turbenthal, 07.05.1992
Worte zum Mitdenken