Der Winter senkt sein Kleid / Ein Fenster

Zeit – Der Winter

 

Der Winter senkt sein Wattekleid

auf Häuser, Wald und Wiesen.

Die Amsel klagt ihr tiefes Leid,

möcht Wärme sich erkiesen.

Es ist nicht Zeit.

Der Weg ist weit.

 

Nun knirschen Schritte durch das Weiss,

sie hinterlassen Spuren.

Und wie auf höheres Geheiss

erstickt der Schlag der Uhren.

Der Weg ist weit

Es ist nicht Zeit.

 

Das Dunkel hüllt mit stummer Macht

den Tag in ein Vergessen.

Es schläft, wer eben noch gewacht

und froh bei Tisch gesessen.

Noch ist nicht Zeit.

Der Weg ist weit.

 

Ans Fenster zaubern Frost und Eis

ein Meer von zarten Blüten.

Sie glitzern hell für Kind und Greis.

Doch wer kann sie behüten?

Der Weg ist weit.

Es ist nicht Zeit.

 

Nach Stille und nach Schweigen kehrt

das Leben neu zurück.

Wohl dem, der unversehrt

entdeckt ein neues Glück.

Nun ist es Zeit.

Der Weg ist weit.

 

Theophil Tobler

Turbenthal, 29.12.2014

Worte zum Mitdenken

 

 

Ein Fenster ist noch schwach erhellt

 

Warten. Warten können.

Warten müssen ist nicht leicht.

Liebe lernt warten.

 

Ein Fenster ist noch schwach erhellt

im Dunkel dieser Nacht.

Die Kerze – auf den Tisch gestellt –

Hält einer Wacht.

 

Er wartet noch auf Frau und Kind.

Die Uhr schlägt sachte zwei.

Wo sie auch nur geblieben sind?

Er sorgt sich schwer dabei.

 

Nun, Schritte, Schnee knirscht vor dem Haus.

Sind es auch wirklich zwei?

Er schaut zum kleinen Fenster raus

und wird nun froh und frei.

 

Die Liebe kennt Vertrauen gut.

Sie kennt die Sorge mit.

Ist kein’s allein, erfährt der Mut

Kraft für den nächsten Schritt.

 

Theophil Tobler

Turbenthal, 10.12.2017

Worte zum Mitdenken

 

Schlagwörter: Nacht, Warten, Liebe, Vertrauen