7 x 4 Worte

7 x 4 Worte   –   Alexandriner

1.

Die Sonne leuchtet still und wärmt mich doch mit Macht. So ist, was Gott mir will, zum Guten stets erdacht.

Die Welt vergeht im Nu. Nur Gott bleibt, wie er ist. In Gott bleib drum auch du, so bleibst du ewig Christ.

In Christus sterb ich nicht, sterb ich auch dieser Zeit. Ich lebe schon im Licht der hellen Ewigkeit.

Die Schmerzen nehmen zu und sind doch bald gestillt, bin ich in dir, und du in mir das wahre Sein und Bild.

2.

Gott gibt dir ohne Mass, mehr als du fassen kannst. Du, als ein leeres Glas, durch ihn die Leere bannst.

Wie eine Quelle quillt und sprudelt Tag und Nacht, ergiesst und schenkt dir Gott das volle Heil mit Macht.

Im Leben und im Tod lebt Christus in dir fort; nicht Zweifel, Nacht noch Not entreissen dir sein Wort.

Du sagst: ‘Ich lass dich nicht; du bist auf immer mein.’ Und ich trag dich, mein Licht, um stets bei dir zu sein.

3.

Der Glaube sieht das Gold, das Gott als Gnade gibt, verzichtet auf den Sold bei dem, der Gott nicht liebt.

Der Glaube ist ein Schiff im Strom und Meer der Zeit. Trotz Sturm und Nacht und Riff trägt es zur Ewigkeit.

Der heil’ge Geist ist Gott, und Gott ist ewig Geist. Gott kommt in unsre Not als Mensch, der Jesus heisst.

Ich fasse ewig nicht den Schöpfer aller Welt. Doch er umfasste mich, hat mich für sich erwählt.

4.

Wer Gott je hat gehört, gehört ihm allezeit, wer Gott je hat geseh’n, wird in ihm stets besteh’n.

Er war vor aller Zeit, und nichts ward ohne ihn; er bleibt in Ewigkeit und will uns zu sich zieh’n.

In Jesus seh’ ich klar des Vaters wahre Art, der kommt, der ist und war und der Verlornen harrt.

O Mensch, wach auf. O Freund, kehr um. Sonst ist dein Lauf umsonst und dumm.

5.

Ich bin bei Nacht erwacht und warte auf den Tag, der mir von Gott her lacht, von dem ich sing und sag.

Das Leben ist ein Weg und auch das grosse Ziel. In Gottes Hand ich leg, was in mein Leben fiel.

Der Schwamm, von Wasser voll, der in dem Wasser schwimmt, meint, was ich werden soll, wenn Gott mein Leben nimmt.

Komm ich mit Bitten her, so tu ich’s auf dein Wort. Dich selbst erbitt ich sehr – hier und an jedem Ort.

6.

Der Weg mit Jesus führt durch Wasser und durch Glut. Hast du’s auch sehr gespürt, behalte nur den Mut.

Das Feuer wärmt und brennt; so auch der heil’ge Geist, der alle prüft und kennt und der die Seinen speist.

Nicht Sand und Steine nicht zählt all unser Verstand, wir ahnen nur das Licht aus unserm Heimatland.

Kein Mensch fasst Gottes Sein. Er war und ist und bleibt. Wer glaubt, sagt: ‚Ich bin dein“, weil ihn die Liebe treibt.

7.

Wer Gottes Gaben kennt, zieht sie den andern vor. Beglückt ist, wer ihn nennt. Doch ohne ihn – ein Tor.

Wer dankt, ist reich beschenkt und weiss, wofür er lebt, weiss, wer sein Leben lenkt und kennt, was er erstrebt.

Wer dankt, denkt und versteht und findet Gottes Hand. Gott, der zur Seite steht, führt auch im fremden Land.

Mein Leben ist ein Hauch im weiten Weltenall, und doch bin ich bei Gott – und kein verspielter Ball.

Theophil Tobler – geb. 8.8.1932

Worte zum Mitdenken

_ _ _

Christ und Christin

Christen-Spiegel – mit Licht- und Schattenseiten

1

Ein Christ denkt gläubig wie ein Kind,

dass alle Christen Christen sind.

Doch, lernt er sie dann näher kennen,

wird klar, was alles sie kann trennen.

2

Die Christin in den besten Jahren

kennt Freuden, Krisen und Gefahren

des Christenlebens Vielgestalt.

Sie weiss, wann geh’n; sie weiss, wann Halt.

Am liebsten aber sagt sie leise:

vertraue ich auf freie Gleise.

3

Ein Christ erwachte nach dem Beten

und dachte: Gleich wie die Propheten

ward ich entrückt in andre Welten.

Nun werde ich gleich heilig gelten.

Doch wer es sah, bereitet Pein;

wie anders ist doch: heilig sein.

4

Die Christin lud zu einem Essen

für Freunde; niemand ging vergessen.

Aufs Beste war gekocht, geschmückt.

Die Stimmung jedoch blieb gedrückt.

Die Super-Leistung: Genial!

Doch ohne Freude blieb’s fatal.

5

Ein Christ vergass einst, zu vergeben.

Es liess sich zwar gut weiter leben.

Nur eines Tages wurde klar:

Vergebung ist für ihn nun rar,

denn nur wer schon vergeben hat,

dem wird vergeben seine Tat.

6

Die Christin traf auf off’ner Strasse

den Pfarrer, der vom Bahnhof kam.

Dem Grüssen folgte eine Masse

von Worten über Tag und Bahn.

Doch niemand, der die beiden hörte,

nahm an, dass diese Christen sind.

Nicht dass sich jemand daran störte.

Nur sind die zwei für Christus blind.

7

Ein Christ von Zweifeln schwer misshandelt,

denkt: Wär ich nur nicht weggewandelt

vom guten Weg, vom wahren Wort.

Nun treiben ihn die Fragen fort,

bis er bemerkt: Im Kreis zu gehen,

lässt unerwartet wieder sehen,

wer ihm schon einmal Hilfe bot.

Für beide endete die Not.

8

Die Christin betet glaubensvoll,

denn viel ist schon verheissen.

Es ist kein Muss, es ist kein Soll,

es ist ein tiefes Reissen,

das in die Nähe Gottes zieht.

Bei ihm ist sie geborgen.

Sie weiss: Was niemand heute sieht,

das schauen wir dann morgen.

9

Ein Christ, so hat er sich verstanden,

vergass als Christ nun auch zu leben.

Im Eilzugstempo kam abhanden,

was er empfing zum Weitergeben.

Es war ein Schock für ihn und alle.

Nun sass er trostlos in der Falle.

Befreiung und ein neuer Start

war Rettung – aber hart.

10

Die Christin singt im Kirchenchor.

Der Puls ist leicht gestiegen.

Das Gottesvolk mit Aug und Ohr

empfindet es gediegen.

„Zu Gottes Ehre“, sagte Bach,

und liess die Töne rauschen.

„Zu Gottes Ehre“, ja und ach.

Wer kann, wird glaubend lauschen.

11

Ein Christ entschloss sich, mit zu loben.

Der Grund dazu war klar gegeben:

Die andern schauten fromm nach oben

und Hände streckten sich beim Heben.

Nur Herz und Sinne blieben kalt.

Die Liebe, ja, die fehlte halt.

12

Die Christin glaubt an Gott, den Herrn,

der tröstet wie die Mutter.

Sie schaut auf Jesus klar und gern

und wagt’s mit ihm im Kutter.

Sie öffnet sich dem guten Geist,

der ihr den Weg durchs Leben weist.

Und nach dem Werden und Vergeh’n

erwartet sie das Aufersteh’n.

13

Ein Christ vertraut dem Nächsten an,

was ihm derzeit geschehen.

‚Vertraulich’, nennt er alles dann

und bittet, zu verstehen,

dass niemand davon wissen soll.

Doch, der’s gehört hat, findet toll,

das Neuste zu erzählen.

Wer anvertraut, muss wählen.

14

Die Christin hofft in grosser Not

auf liebendes Verstehen.

Sie klagt ihr Leid dem treuen Gott

und lässt die Freunde sehen,

was sie belastet und betrübt.

Doch sie bekommt – perfekt geübt –

Schlagworte zugesprochen.

Nun ist sie ganz zerbrochen.

15

Ein Christ erwartet jetzt den Tod.

Der Arzt hat es verheissen.

Doch in der allergrössten Not

verspricht er, was zu reissen:

Ein Opfer, mehr als tausend Franken,

das will er locker geben,

wenn Gott nun ihn, den traurig Kranken,

erwählt zum Weiterleben.

16

Die Christin wurde reich beschenkt

am Christfest letztes Jahr.

Nur eine, wenn sie’s recht bedenkt,

die machte sich doch rar:

Kein Gruss und kein Geschenk von ihr!

Das schmerzt und führt zum Grollen.

Wie konnte das geschehen – mir,

wo alle Ehre zollen?

17

Ein Christ versprach beim Abendmahl,

sich endlich zu versöhnen.

Das war nun schon das sechste Mal,

doch blieb es stets beim Stöhnen.

Die alte Last kam wieder mit.

Er wagte nicht den ersten Schritt.

Der andere auch nicht.

So meiden sie das Licht.

18

Die Christin wünscht sich einen Mann,

der Christ ist und auch gut.

Schon lange betete und sann

sie nach mit Mut und Wut.

Wenn sie nur wüsste, was zu tun,

damit Erhörung kommt.

Sie wollte nie und nimmer ruh’n.

Erhörung? Bitte, prompt!

19

Ein Christ ist fortan nun ein Kühner

und meidet Kalb und Schwein und Hühner.

Vegan erlebt er neue Welten.

Statt Auto fahren geht er zelten.

Die hehre Schöpfung zu bewahren,

vermeidet er auch die Gefahren,

die neues Leben bringen will.

Ja, in Museen ist es still.

20

Die Christin meditiert mit Drogen.

Sie steigt empor auf Power-Wogen

und sinkt zurück ins Wellental,

entsagt dem Geist nun allemal.

Chemie und Gifte sollen’s richten,

die Horizonte zu vernichten.

Die unbegrenzte Weite lockt.

Wär nur nicht vieles so verbockt.

21

Ein Christ erwägt ganz im Geheimen,

was Atheisten fasziniert.

Er kann sich’s nicht zusammenreimen

und fühlt sich regelrecht blamiert.

Wie wär’s denn, ohne Glauben leben?

Und ohne Glauben – sterben auch?

Und glauben ohne Glauben, eben.

Was bleibt denn nur bei Schall und Rauch?

22

Die Christin sucht bei Religionen,

die reine Wahrheit zu entdecken.

Verstand tauscht sie für Emotionen,

um alte Wunden heil zu lecken.

Sie spendet Zeit und Geld und Kräfte

für Buddha, Allah, Brahma, Mana

und atmet neu, trinkt fremde Säfte;

vergisst den Gast am Fest in Kana.

23

Ein Christ will sich als Christ bezeugen.

Er klebt ans Auto einen Fisch

und fährt nun singend, froh und frisch.

Er möchte keine Rechte beugen.

Schon blitzt ein Licht auf seinen Wagen.

Das Bild ist sicher scharf und klar.

Da hilft kein Deuten und kein Fragen.

Ein Fisch bewahrt nicht bei Gefahr.

24

Die Christin mit zu viel ‚Promill’

wird plötzlich unerwartet still.

Sie war jetzt nicht beim Mahl des Herrn.

Sie überzog halt leider gern

das Mass, das vorgegeben war,

und gilt trotz Blaulicht nicht als Star.

25

Ein Christ verpasste einmal mehr,

dem Schatz zu gratulieren.

Zwar liebte er die Gattin sehr,

war fern dem Rebellieren.

Nur Daten, die nicht ‚business’ sind,

die haben keine Chance.

Für Vater, Mutter oder Kind

liegt er in tiefer Trance.

26

Die Christin las im ersten Brief

des Paulus nach Korinth,

es sei nicht gut, was eine rief.

Drum schrieb er nun bestimmt:

Die Frauen sollen schweigsam sein,

den Gottesdienst nicht stören.

Denn wer nicht schweigt, still und allein,

der könnte ja betören.

27

Ein Christ erlitt im Blick auf Wahlen

wie jedes Mal erneute Qualen.

Wen soll er wählen und wen nicht?

Den Mann? Die Frau? Den kleinen Wicht?

Wär’s nicht von Vorteil, gleich die Alten?

Die wissen alles zu verwalten.

Denn brächten eventuell die Neuen

den kühnen Schub, wär’s zu bereuen.

28

Die Christin hat ein Herz für alle.

Sie liebt und gibt in jedem Falle.

Sie hilft und spendet ohne Ende,

hofft stets auf eine gute Wende.

Dann, eines Tages fehlt die Kraft.

Sie hat sich dauernd überschafft.

29

Ein Christ, der hat sich vorgenommen,

sich mehr zu schonen vor den Frommen.

Die vielen Treffen, langes Sitzen

will er vertauschen nun mit schwitzen

bei Wellness, Golf und etwas Sport.

Er schwört sich das. Ein Mann, ein Wort.

Da kommt sein Hauskreisfreund, der Walter,

der Hilfe braucht im Team fürs Alter.

30

Die Christin gerne musiziert

ob im Quartett, ob ganz allein.

Sie spielt ja völlig ungeniert

im Kirchenraum und auch daheim.

Doch hat im Ton sich wer vergriffen,

bei Dur, bei Moll, bei freier Weise,

wird dieser, diese ausgepfiffen.

Die wahre Kunst ist gerne leise.

31

Ein Christ, ein Könner im Vergleichen,

kennt alle VIP’s* und alle Reichen

dem Namen und Vermögen nach.

Er findet Habsucht eine Schmach.

Im allertiefsten Herzensgrunde

ersehnt er Dollars sich und Pfunde,

auch Euros und natürlich Franken.

Am Neid erkrankt, verlernt er danken.

*VIP’s Very Important Persons,

sog. sehr wichtige Personen

32

Die Christin zählt echt zu den Schönen.

Mit Form und Strahlen kann sie krönen,

was von Natur aus nicht will glänzen.

Sie weiss es festlich zu bekränzen.

Kommt Zeit kommt Rat; man wird es sehen:

Die blosse Schönheit wird vergehen.

Es bleibt in alle Ewigkeit nur Liebe,

Liebe – tief und weit.

Theophil Tobler

Zum Mitdenken